Ghostwriting und die moralische Debatte - was ist daran wahr?

Bis heute ist Ghostwriting insbesondere in der medialen Darstellung mit einem zweifelhaften Ruf behaftet. So schrieb die Welt über sogenannte „Betrügerjobs“. Dabei wird Ghostwriting per se als moralisch verwerflich und als Betrug dargestellt. Aber stimmt das auch? Und ist Ghostwriting strafbar? Diese und weitere Fragen klären wir in diesem Artikel.

Das Gesetz erlaubt Ghostwriting

Ghostwriting ist in einem fest definierten Rahmen erlaubt, auch nach dem Hochschulgesetz. Ein Text, der von einem Ghostwriter erstellt wurde, dient lediglich als Mustervorlage. So ist es nicht erlaubt, eine von einem Ghostwriter angefertigte Arbeit als die eigene auszugeben und zur Prüfung einzureichen. Dies kommuniziert aber auch keine seriöse Ghostwriting Agentur. Hingegen kann man sich ganz legal Lösungsvorschläge für die Bachelorarbeit schreiben lassen.

Und wussten Sie übrigens, dass selbst Doktoranden und Professoren vom Ghostwriting Gebrauch machen? Unter den zahlreichen Fachpublikationen mag zwar die Unterschrift der Koryphäe stehen. Doch ist das allein noch lange kein Garant dafür, dass der meist mit Arbeit überlastete Professor die Texte tatsächlich selbst geschrieben hat. Vielmehr ist es gängige Praxis, einen Stab von Mitarbeitern für sich schreiben zu lassen. Es werden daher ständig Ghostwriter gesucht. Legal ist Ghostwriting also unter Beachtung der genannten Faktoren, auch bei einer Ghostwriting Agentur.

Die Gründe für Ghostwriting können vielfältig sein

In Medienberichten ist die Darstellung einer Ghostwriting-Beauftragung oftmals einseitig: Zentrales Narrativ sind faule Studenten, die sich die Bachelorarbeit schreiben lassen. Die Realität sieht dagegen ganz anders aus: Das Bachelor- und Mastersystem hat das Studium zu einem arg verdichteten Prüfungsmarathon werden lassen. Unter teils strengen Fristen müssen Studenten etliche Prüfungen ablegen, Hausarbeiten schreiben, ihre Bachelorarbeit vorbereiten und sich nebenbei mit mehreren Jobs über Wasser halten. Ausländische Studenten haben darüber hinaus mit Sprachschwierigkeiten und Anpassung an die ungewohnte Umgebung zu kämpfen. Wer all das nicht schafft, fliegt manchmal schon nach einem Semester raus.

Vorbei sind die Zeiten des Diploms, in denen Studenten noch weitaus mehr Freiheiten genossen. Oft ist der Ghostwriter dann der Retter in der Not, da er überforderte Studenten massiv in puncto Recherche, Anfertigung einer Gliederung und Ausarbeitung einer Textvorlage unterstützen kann. Genau aus diesen Gründen werden ständig Ghostwriter gesucht. Und wie bereits erwähnt ist Ghostwriting legal.

Gesellschaftlich existiert in Bezug auf den Ghostwriter jedoch eine Doppelmoral: Einerseits werden sowohl sie als auch die Kunden, durch die sie im Kontext einer Ghostwriting Agentur beauftragt werden, verurteilt. Andererseits ist das Studiensystem selbst ursächlich dafür, dass immer mehr Anfragen von verzweifelten, überforderten und entkräfteten Studenten bei den großen Ghostwriting Agenturen eingehen. Da die Dozenten in der Regel mindestens genauso überfordert sind, werden diese Hilfesuchenden häufig mit ihren Problemen allein gelassen. Ghostwriting Agenturen sehen sich in diesem Zusammenhang als Partner, die in einer Akutsituation Unterstützung leisten.

Ghostwriter arbeiten überall

Überall werden Ghostwriter gesucht, denn die Nachfrage ist enorm. Ghostwriter schreiben Reden für Präsidenten, Bücher für Prominente, Artikel für Unternehmen, Agenturen und Medien. Sie schreiben Broschüren, Blogbeiträge, White Paper und schlichtweg alles, was in irgendeiner Form mit Text zu tun hat.

Ghostwriter werden gern als Novum einer modernen, anonymen Wirtschaftswelt gesehen, dabei gibt es sie schon seit der Antike. Akademische Ghostwriter machen heutzutage nur einen Bruchteil der Schreibtalente im Verborgenen aus. Viele von ihnen finden sich in Verlagen, Redaktionen oder als Freelancer für die unterschiedlichsten Auftraggeber, die vom Einzelkämpfer bis zum Konzern reichen. Es gilt also: In vielen Branchen werden Ghostwriter gesucht. Womöglich hat sogar ein Ghostwriter Ihr Lieblingsbuch geschrieben? Es ist längst bekannt, dass Bestsellerautoren wie Ken Follett oder James Patterson ein Heer an Co- bzw. Ghostwritern beschäftigen, die nach ihrer Formel Bücher auf den Markt werfen. Wie sonst können hunderte Seiten dicke Romane Jahr für Jahr erscheinen?

Ghostwriting bietet ein Qualitätsversprechen

Die Welt ist voll von mittelmäßigen bis schlechten Texten. Ghostwriter dagegen verstehen ihr Handwerk, sie sind Meister des Schreibens. Ghostwriter beweisen sich durch eine hochprofessionelle, zuverlässige und wissenschaftlich einwandfreie Arbeitsweise. So wird sichergestellt, dass gute bis hervorragende Texte entstehen. Und um die geht es letztendlich, da der Fokus dabei immer auf dem Nutzen für den Leser liegt.

Der Umgang mit der Arbeit eines Ghostwriters erfolgt eigenverantwortlich

Wie schon oben angedeutet: Ein Ghostwriter erstellt lediglich eine Textvorlage. Dem Kunden obliegt, was er mit dieser Vorlage macht. Gedacht ist sie dazu, ein Gerüst zu bieten, an dem sich der Kunde, sei es ein Student, Journalist oder Professor, orientieren kann. Letztendlich sind sowohl Verleger als auch Einzelpersonen selbst verantwortlich dafür, wie Sie die Arbeit eines Ghostwriters verwerten. Während Biografien, die von einem Ghostwriter geschrieben wurden, meistens nach einem Lektorat veröffentlicht werden, ist das in der akademischen Welt zurecht verboten. Dieses Ethos wird von seriösen Ghostwriting Agenturen kommuniziert und Kunden werden darauf hinweisen, wenn sie eine Bachelorarbeit schreiben lassen.

Fazit

Die moralische Debatte um Ghostwriting ist so alt wie das geschriebene Wort. Fest steht jedoch, dass es Ghostwriter ebenso lange gibt und Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon einmal Texte gelesen haben, die durch die Hände eines Ghostwriters gingen. Ist also Ghostwriting strafbar? Nein. So ist zum Beispiel das Bachelorarbeit schreiben lassen legal. Allein der Umgang mit Texten von Ghostwritern entscheidet über ein moralisch integres oder problematisches Ergebnis.

Chefschreiber

Geboren Ende der 70'er Jahre in Wien, seit 2002 in St. Gallen, Doktor der VWL

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Von Chefschreiber

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Ein Gedanke zu “Ghostwriting: Ein moralisches Problem?”

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