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Warum klassisches Zeitmanagement nicht funktioniert

Du kennst bestimmt diese schicken Tortendiagramme, in denen die einzelnen Bereiche Deines Alltags fein säuberlich aufgelistet sind. In der Theorie sieht das super aus: 20 Prozent Deiner Zeit fürs Lernen, 30 Prozent für den erholsamen Schlaf, 10 Prozent für den Haushalt, 20 Prozent für Partys und Ausgehen usw.
Dann gibt es da noch die sogenannte Eisenhower-Methode. Dabei werden Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit sortiert:

Aufgaben, die dringend und wichtig sind, stehen zuerst an. Dann folgen alle anderen Tasks. Eigentlich ganz einfach, oder? Und effektiv, schließlich hat Dwight D. Eisenhower damit einen Krieg gewonnen. Jein. Denn ganz ehrlich: Dem Eisenhower-Prinzip ist anzumerken, dass es aus dem letzten Jahrhundert stammt. Die meisten Menschen ticken anders.

Alle Jahre wieder

Ein gutes Beispiel für das Scheitern von klassischem Zeitmanagement sind Neujahrsvorsätze:

  • Ich höre mit dem Rauchen auf.
  • Dieses Semester hänge ich mich voll rein.
  • Ab heute esse ich mehr Salat.

Diese Vorsätze sind in aller Regel zum Scheitern verurteilt. Warum? Weil die Vorhaben nicht konkret genug sind. Und weil Du keine Maschine bist. Das Eisenhower-Prinzip geht jedoch davon aus, dass wir wie Maschinen funktionieren. Aufgabe A, B, C, D wird kategorisiert und anschließend abgearbeitet.
Aber Du bist ein Mensch. Gewohnheiten, Impulse, Tagesform, Wohlbefinden, soziale Umstände – all das übt einen Einfluss auf Dich und Deine Leistungsfähigkeit aus. Mag ja sein, dass Du Dir den Tag komplett für die Bibliothek reserviert hast. Wenn Du morgens jedoch wie gerädert aus dem Bett kommst, weil Deine Mitbewohner die Nacht durchgefeiert haben, wird es schwierig werden, genügend Konzentration und Leistungsvermögen für diesen Plan aufzubringen.

Es wäre unter diesen Umständen auch nicht vernünftig, stur an Deinem Vorhaben festzuhalten. Was nützt es Dir, wenn Du Dich in die Bib quälst, nur um dann mit dem Kopf auf dem Tisch herumzuhängen?

Was Du für Zeitmanagement wirklich brauchst

Die gute Nachricht ist: Zeitmanagement funktioniert! Aber eben anders als es US-General Eisenhower vor Jahrzehnten propagiert hat. Moderne Konzepte sehen den Menschen als Ganzes. Psychologen wissen, dass Motivation ein wesentlicher Faktor ist. Je motivierter Du Dein Studium angehst, desto leichter wird es Dir auch fallen, intensive Lernphasen zu schaffen.
Damit diese Motivation aufkommt, brauchst Du Ziele. Für ein Studium ist Durchhaltevermögen das A & O. Du musst mehrere Jahre mit wenig Geld, dafür mit umso mehr Arbeit auskommen. Suche Dir daher ein Ziel, das Du mit dem Studium erreichen möchtest und sei konkret. Denn ansonsten wirst Du wie bei einem zu allgemein formulierten Neujahrsvorsatz keine Motivation entwickeln, weil das Ziel Dich nicht emotional abholt.

Drei Beispiele für konkrete Ziele:

  • Die nächste Klausur meistere ich mit 14 Punkten.</li
  • Bis Ende des Monats habe ich mein Budget um 200 Euro erhöht.</li
  • Ich schließe mein Studium zügig ab, weil ich danach in meinem Traumjob arbeiten kann.

Formuliere Dein Ziel so, als würdest Du es wie selbstverständlich erreichen. So entwickelt das Ziel eine Zugkraft für Dein Unterbewusstsein, tatsächlich dort anzukommen.

Tipp: Setze Dir nur Ziele, die Du auch tatsächlich aus eigenem Antrieb heraus erreichen möchtest. Wenn Du Dir fremde Ziele setzt, mit denen Du Dich nicht identifizieren kannst, wirst Du keine Motivation entwickeln.
Durch eine hohe Motivation werden andere Dinge ganz automatisch unwichtiger. Du nimmst Dir dann ganz selbstverständlich ausreichend Zeit, um zu lernen. Weil Du weißt, wofür.

Tipp: Zerlege große Ziele in kleinere Zwischenziele.
Zum Beispiel: Um die 14 Punkte in der Klausur zu schaffen, musst Du lernen. Ein Zwischenziel wäre also, die notwendige Literatur zu sammeln und zu sichten. Das nächste Ziel wäre, Notizen anzulegen. Weiter geht es mit dem wiederholten Lesen Deiner Notizen usw. Realistische Zwischenziele sind wesentlicher leichter zu erreichen, als wenn Du den Blick ausschließlich auf ein fernes, großes Ziel richtest.

Übertreibe es nicht mit dem Zeitmanagement

Plane nicht die vollen 24 Stunden des Tages durch. Erlaube Dir stattdessen Spontanität. Behalte zugleich aber eine feste Zeit bei, in der Du zur Ruhe kommen und Dich erholen kannst. Auch wenn Du als Student eine Menge um die Ohren hast: Das Leben hat noch mehr zu bieten als die Uni.
Vergiss nicht, auch die Zeit mit Familie, Freunden und Partner zu genießen. Umso gestärkter kannst Du wieder die Herausforderungen im Studium angehen. Es dreht sich nicht alles nur um Tasks und Aufgaben. Das ist ein wichtiger Aspekt, den einige Zeitmanagement-Ratgeber vergessen.

Vermeide Ablenkungen

Wie hoch Deine Motivation auch sein mag: Ablenkungen können diese Motivation im Nu zerstreuen. Im Zeitalter der Digitalisierung bimmelt, klingelt oder summt ständig irgendein Smartphone oder Tablet herum. Am PC ist der Grad der Ablenkung mindestens genauso hoch. Wenn Du arbeitest, dann minimiere alle Ablenkungen. Deaktiviere auch Desktop Notifications, weil Sie Dich immer wieder aus Deiner Arbeit herausreißen.
Schalte Dein Handy auf stumm und bitte Deine Umwelt, Rücksicht auf diese Zeit der Produktivität zu nehmen. Stelle Dir eine Blase vor, in der Du Dich befindest für nichts und niemanden erreichbar bist. Das mag sich am Anfang vielleicht komisch anfühlen, doch Du wirst damit schnell zu erstaunlichen Ergebnissen kommen.

Fazit

Damit ein effektives Zeitmanagement gelingt, brauchst Du Ziele, die Dich emotional berühren und Deine innere Motivation wecken. Unterteile dann das große Ziel in kleinere Zwischenziele, reduziere Ablenkungen und Du wirst wesentlich leichter den richtigen Rhythmus zwischen Produktivität und Entspannung finden.

Chefschreiber

Geboren Ende der 70'er Jahre in Wien, seit 2002 in St. Gallen, Doktor der VWL

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Von Chefschreiber

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