Wer zu Beginn seines Studiums mit leuchtenden Augen vor den Pforten einer altehrwürdigen Universität steht, ist oft mit Ehrfurcht erfüllt: Hier gilt es nun professionell zu sein, keine Fehler zu machen, Erkenntnisse zu entdecken – schließlich können die Wahrheiten aus der akademischen Welt auch die wirkliche Welt verändern. Doch solch eine Einstellung missversteht leider oft, was wissenschaftlich Arbeiten wirklich heißt: nämlich nichts weiter als gut begründetes Spekulieren. Deshalb erwarten auch die Professoren nicht bei jeder wissenschaftlichen Arbeit von einer revolutionären These begeistert zu werden, sondern wollen lediglich überprüfen, ob ihre Studenten wissen, wie man eine wissenschaftliche Arbeit erfolgreich plant, aufbaut, recherchiert, umsetzt und darstellt.
Wissenschaftliches Arbeiten: worauf kommt es an?
Viele Arbeitgeber wissen, dass es oft nicht so sehr darauf ankommt, was jemand studiert hat, denn oft werden die notwendigen Fähigkeiten ohnehin erst im Job erlernt. Aber es ist wichtig, dass der Bewerber studiert hat. Der Grund? Wissenschaftlich Arbeiten funktioniert anders als das Lernen in der Schule. In der Schule wird Wissen vorgestellt, erklärt und eingeübt. Bei Bedarf muss dieses Wissen wiedergegeben werden. Auch an der Uni ist es wichtig, sich Wissen anzueignen, aber nur, um auf Basis dieses Wissens eigenständig weiterdenken zu können.
Wussten Sie, dass Aristoteles geschrieben hat, dass Muscheln sich nicht wie Tiere fortpflanzen, sondern spontan aus dem Schlamm entstehen? Lächerlich? Vielleicht. Aber er war trotzdem einer der größten Denker der Menschheit, und zwar nicht nur als Philosoph, sondern auch als Naturwissenschaftlicher. Warum? Weil er sämtliche ihm bekannte Tiere nicht nur nach Fortpflanzungsmethode, sondern auch nach Blut, Gangart, Kiefer und Magenform erstmals in Gattungen eingeteilt und klassifiziert hat: die Grundlage jeder Zoologie. Dass er sich in einer Behauptung geirrt hat, ist dabei völlig egal. Wissenschaftliches Arbeiten ist kein Ergebnis, sondern ein Prozess.
Wahrheit und Wissenschaft
Ein Wissenschaftlicher leitet eine Hypothese über einen vermuteten Zusammenhang aus einer Theorie ab und testet diese. Bewahrheitet sich die vermutete Korrelation zwischen zwei Variablen, heißt das vor allem zwei Dinge: Es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen den zwei Faktoren nicht nur eine zufällige Korrelation besteht, sondern ein kausaler Zusammenhang. Und es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Theorie, aus der die Hypothese abgeleitet wurde, eine (vorerst) adäquate Repräsentation der Wahrheit ist.
Was aber passiert, wenn die Hypothese nicht bestätigt werden kann?
Wenn eine Hypothese nicht bestätigt werden kann, dann kann neu spekuliert werden, welche noch nicht berücksichtigten Faktoren eine Rolle in dem Zusammenhang spielen. Es kann aber auch neu spekuliert werden, ob die zugrundeliegenden Annahmen der Theorie eventuell überdacht werden müssen. Beide Ergebnisse sind dabei von Wert für den wissenschaftlichen Forschungsprozess. Aus diesem Grund ist Ghostwriting auch überhaupt erst möglich. Wissenschaftliches Arbeiten ist eine Fähigkeit, die in jedem Fachgebiet dieselbe bleibt. Kein Mensch könnte es schaffen, eine wissenschaftliche Koryphäe in allen verschiedenen Studiengängen und Wissenschaftsgebieten zu sein. Doch wer grundsätzlich wissenschaftlich arbeiten kann, kann sich das notwendige Wissen schnell aneignen und dann den eingeübten Prozess der wissenschaftlichen Argumentation durchführen. In dem Punkt unterscheiden sich Ghostwriter nicht von anderen Wissenschaftlern, sie sind eventuell sogar die besseren Meta-Wissenschaftler als die Forscher selber, die sich manchmal in den Ansprüchen ihrer eigenen Forschungsarbeit verlieren.
Wissenschaftlich Arbeiten heißt selber denken!
Wissenschaftlich Arbeiten heißt also nicht keine Fehler zu machen. Es kommt darauf an, gut zu denken. So, dass ein eigener Beitrag zum Forschungstreiben stattgefunden hat. So, dass es für andere Forscher nachvollziehbar ist. So, dass die Erkenntnisse mit gewisser Wahrscheinlichkeit wahr seien könnten. Folgende Grundanforderung fließt in alle Arbeitsschritte einer wissenschaftlichen Arbeit ein:
Fragestellung finden – so fängt jede wissenschaftliche Arbeit an
Was könnte von Interesse sein, was ist noch nicht in genau dieser Weise angesprochen worden, was bedarf erneuter Behandlung in Anbetracht neuerer Erkenntnisse? Die Fragestellungen für eine wissenschaftliche Arbeit können vielfältig sein. Vielleicht gibt es Studien zu Katzen und Wohlbefinden (K-W), und zu Wohlbefinden und Herzratenvariabilität (W-H), aber noch keine Studie zum Thema Katzen und Herzratenvariabilität (K-H): Machen Katzen glücklich, weil sie dem vegetativen Nervensystem beim Entspannen helfen?
Umfang für wissenschaftliche Texte planen
Was ist in 15, 30, 50, 80 Seiten überhaupt zu schaffen? Welche Erkenntnisse können erwartet werden? In 15 Seiten können gerade einmal die paar Studien oder Fachbücher zu K-W und W-H besprochen werden und die neue, sich darauf gründende Fragestellung formuliert werden. Es wird verteidigt, warum dieser neue Zusammenhang wahrscheinlich und erforschenswert ist. In einer 80-seitigen Doktorarbeit kann der Katzenforscher dann ein Experiment designen, samt Placebogruppe, einer Menge Katzen aus dem örtlichen Tierheim und einem 24-Stunden-EKG. Kann das Experiment den Zusammenhang ‚W weil H durch K‘ bestätigen?
Relevante Literatur für die empirische Arbeit finden
Da wissenschaftliches Arbeiten in einem Prozess steht, müssen immer andere wissenschaftliche Texte gelesen, diskutiert und in ihrer Bedeutung für die eigene Aufgabe besprochen werden. Diese zu finden und einzuordnen, erfordert ebenfalls eigenes Denken und bildet die Basis jeder gut begründeten Hypothese.
Forschungsmethode wählen
Jede wissenschaftliche Arbeit ist entweder eine empirische Arbeit oder eine reine Literaturarbeit. Die Literaturarbeit dient dazu, neue Zusammenhänge aufzustellen und für ihre Bedeutung zu argumentieren. Empirische Arbeit dient meistens dazu, Hypothesen zu testen, also einen postulierten Zusammenhang zu prüfen. Die empirische Arbeit kann qualitativ oder quantitativ sein, und für jedes Forschungsdesign gibt es passende Forschungsmethoden, wie die Fallstudie, die Inhaltsanalyse oder die Stichprobe.
Aufbau: wissenschaftliche Arbeit richtig strukturieren
Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet auch, den eigenen Gedankengang logisch, strukturiert und nachvollziehbar darzustellen. Nach einer Einleitung, die einen kurzen Überblick über das Thema gibt und die Fragestellung formuliert, folgt die Auseinandersetzung mit der Literatur, die Besprechung der Forschungsmethode und dann die empirische Analyse. Die Arbeit endet mit einer Diskussion der Ergebnisse und einem Fazit. Literaturarbeiten können eventuell freier in der Gestaltung sein, abhängig von der Fragestellung.
Die Darstellung
Wissenschaftliches Schreiben folgt bestimmten Regeln. Die Prämissen für die eigenen Behauptungen sollten aus der wissenschaftlichen Literatur belegt werden können. Die eigenen Schlussfolgerungen (und die muss es geben, sonst stellt die Arbeit keine Eigenleistung dar), können entweder mit logischer Argumentation abgeleitet werden, und/oder durch die Ergebnisse der empirischen Forschung gewonnen werden. Für andere Forscher muss ersichtlich sein, wie der Gedankengang zustande gekommen ist, damit weiter angesetzt werden kann. Wie schade wäre es schließlich gewesen, wenn Aristoteles‘ Taxonomie der Tiere sich nicht durchgesetzt hätte, weil sie zusammen mit dem kleinen Muschel-Patzer in Bausch und Bogen abgelehnt worden wäre?
Fazit
Die oben aufgezählten Schritte bilden den Kern des wissenschaftlichen Arbeitens. Oft passieren diese aber nicht geordnet hintereinander, sondern nebeneinander und kreuz und quer. Es kann auch passieren, dass man schon in der Forschung steckt und dann noch einmal seine Fragestellung neu konkretisieren muss. Auch das ist kein Drama. Wenn Sie diese Regeln befolgen und ihre Arbeit auf wissenschaftliche Art und Weise schreiben, müssen Sie keine Angst vor eventuellen Fehlern, Unsicherheiten oder negativen Ergebnissen haben. Solange sie gut begründet spekuliert haben, kann die Arbeit als Beweis für gutes wissenschaftliches Arbeiten gelten und vielleicht noch anderen Forschern dienen.
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