Nach dem Abitur oder der Matura überlegst Du Dir, studieren zu gehen. Infrage kommen Deutschland, Österreich und die Schweiz. Abgesehen von den spezifischen kulturellen und politischen Besonderheiten der jeweiligen Länder kann die vor Ort gegebene Organisation des Studiums für eine Entscheidung ausschlaggebend sein.
Hier werden nun Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Länder übersichtlich dargestellt.
Deutschland | Österreich | Schweiz | |
Zulassung | Abitur/Matura | Abitur/Matura | Abitur/Matura |
Aufnahmeprüfung | In manchen Studiengängen, regional unterschiedlich | In Psychologie und Kommunikationswissenschaften sowie Medizin | In den beiden ETH's und in St. Gallen |
NC | Ja, vor allem in medizinischen Fächern | keinen | Vor allem in medizinischen Fächern |
Studiengebühren | Nein – manchmal bei Überziehung der Mindeststudiendauer | Nein – in manchen Fällen für Ausländer bei Überziehung der Mindeststudiendauer | Ja – kantonal und je nach Universität unterschiedlich |
Studieren in der Schweiz:
Der Bachelor dauert in der Schweiz drei Jahre, der Master zwei während in Deutschland besonders Fachhochschulen den Bachelor dreieinhalb oder sogar vier Jahre dauern lassen. Die Webseite studyprogrammes.ch bietet eine Suchfunktion für alle Schweizer Universitäten und Hochschulen.
Zulassung zum Studium in der Schweiz
Alle Schweizer BürgerInnen mit Matura sind zum Studium zugelassen. Für Studierende aus dem Ausland (die Schweiz gehört nicht zur EU) ist meist ein Nachweis gefordert, dass bestimmte Fächer belegt wurden und an diese ist eine bestimmte Mindestnote gekoppelt.
- Besondere Zulassungsvoraussetzungen für Ausländer müssen beachtet werden.
- Voraussetzung für die Zulassung zu einer pädagogischen Hochschule
- Für die Bewerbung auf einer Fachhochschule reicht auch der Abschluss einer Lehre.
- Auch die Sprachnachweise sind in der dreisprachigen Schweiz ein Thema. Wann Du welche Sprachnachweise erbringen musst, findest Du hier
Numerus Clausus in der Schweiz
Für Medizin, Zahnmedizin sowie Veterinärmedizin gibt es einen Numerus Clausus. Zudem haben in diesen Fächern die SchweizerInnen den Vorrang und es ist kaum möglich, als von Außen Kommende einen Studienplatz darin zu erhalten.
Schweizer Aufnahmeprüfung für ein Studium
Für die beiden ETH’s sowie in St. Gallen ist in der Regel eine Aufnahmeprüfung zu leisten, die auch zwischen 550 (481 €) und 800 (700 €) Franken kosten kann.
Studiengebühren
Studiengebühren sind in der Schweiz kantonal geregelt, das bedeutet sie unterscheiden sich regional und dann auch noch einmal je nach Universität. Zwischen 720 (612 €) und 2.452 Franken (2.145 €) können abfallen, wobei für Studierende aus dem Ausland meist höhere Gebühren anfallen. Erkundige Dich bei der jeweiligen Einrichtung, welchen Betrag sie verlangt. Die Westschweiz ist im Schnitt am günstigsten.
Studium in Österreich:
Das Studium beginnt in Österreich früher als in Deutschland: Das Semester startet in der Regel am 1. Oktober und geht bis Ende Januar. Der Februar ist komplett frei. Das Sommersemester beginnt am 1. März und endet Anfang Juli. Unterbrochen wird es von drei Wochen Osterferien.
In Österreich dürfen für ausländische Studierende Quoten festgesetzt werden. In St. Gallen gibt es seit den 1960ern eine 25-Prozent-Grenze. So haben wir sehr gute ausländische Studierende, die das ganze Niveau nach oben ziehen.
Zulassung zum Studium in Österreich
Alle sind zum Studium zugelassen. Beschränkungen finden nicht durch die Matura- oder Abiturnote statt. Zur Folge hat das, dass aus Deutschland und der Schweiz, wo für Fächer wie Medizin und Psychologie Numerus Clausus herrschen, viele für das zulässigere Studium nach Österreich kommen. Dort wiederum wirkt sich dies auf strengere Aufnahmeprüfungen in diesen Fächern aus und eine dennoch stattfindende Überfüllung der Hörsäle.
Die Einschreibefristen sind dabei ebenso großzügig: Sie reichen ja nach Hochschule von Anfang Juli bis Anfang September. Achtung: Die Einschreibefristen für Studiengänge mit Eignungstests enden weit vor den normalen Studiengängen. Spätestens im Juli solltest Du Dich um die Einschreibung gekümmert haben. Für angewandte Kunst bewirbst Du Dich in Österreich wie in Deutschland mit Arbeitsproben.
Numerus Clausus in Österreich
Dieser wird nirgendwo verlangt.
Aufnahmeprüfung in Österreich
In der Medizin werden 75% der Studienplätze an ÖsterreicherInnen vergeben – die sogenannte ÖsterreicherInnen-Quote. 20% gehen an andere EU-BürgerInnen, 5% an Studierende von außerhalb der EU.
In Psychologie und Kommunikationswissenschaften wird ebenfalls eine Eingangsprüfung gemacht, allerdings ohne Quote.
Österreichische Studiengebühren
An staatlichen Hochschulen werden keine allgemeinen Studiengebühren erhoben. Aber es gilt die Faustregel: Wer länger als erforderlich studiert, zahlt einen Beitrag zu den Kosten des Studiums. Konkret heißt das: ÖsterreicherInnen, Angehörige anderer EU/EWR-Mitgliedsstaaten und SchweizerInnen, die die vorgesehene Studienzeit um mehr als zwei Semester überschreiten, zahlen einen Studienbeitrag. Dieser Beitrag beträgt derzeit (seit 2013) pro Semester 363,63 €. Auf Antrag kann man unter bestimmten Voraussetzungen von diesem Beitrag freigestellt werden. Jede/r Studierende zahlt außerdem pro Semester einen ÖH-Beitrag von 18,70 €. ÖH ist die Österreichische Hochschülerschaft, die gesetzliche Vertretung aller Studierenden. In dem Beitrag ist die Unfall- und Haftpflichtversicherung enthalten!
Studium in Deutschland:
In Deutschland ist die Schulausbildung Ländersache, in Österreich wird diese vom Bund geregelt. Daher gibt es auch für alle Schüler im gesamten Land einen einheitlichen Lehrplan.
Neben den Universitäten gibt es in Deutschland mehr als 220 Hochschulen für angewandte Wissenschaft. Sie werden auch Fachhochschulen oder kurz FHs und HaWs genannt. Zum Studium hier gehören Praktika oder Praxissemester. Damit sollen die Studierenden auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet werden. Künstlerische Fächer wie zum Beispiel Gesang, Tanz oder Grafik kann man an einer der über 50 Kunst-, Film- oder Musikhochschulen in Deutschland studieren.
Das akademische Jahr an deutschen Universitäten beginnt im Oktober und endet im September. Es ist in zwei Semester unterteilt: das Wintersemester (Oktober bis März) und das Sommersemester (April bis September). Sehr viele Studiengänge kann man nur im Oktober beginnen.
Zulassung zum Studium in Deutschland
Alle mit einem Abitur sind zum Studium zugelassen. Jedoch sind die einzelnen Studiengänge, sowohl die medizinischen als auch naturwissenschaftlichen, häufig mit Beschränkungen belegt.
Numerus Clausus in Deutschland
An den Hochschulen in Hamburg, Berlin und Bremen haben sogar mehr als 60 Prozent der Studiengänge einen Numerus Clausus. Eine einfache Regelung: Wessen Noten zu schlecht sind, kommt nicht rein. Dies betrifft vor allem die medizinischen und naturwissenschaftlichen Fächer.
Aufnahmeprüfung für ein Studium in Deutschland
Die zwei Universitäten der bayrischen Landeshauptstadt, die LMU und die Technische Universität München (TUM) setzen in vielen Studiengängen auf eine Methode, die den sperrigen Oberbegriff „Eignungsfeststellungsverfahren“ trägt. Bei Studiengängen, die bundesweit vergeben werden, wie Medizin, können Bewerber ihre Chance auf einen Platz mit dem „Test für medizinische Studiengänge“ (TMS) verbessern. Zwischen dem 1986 und 1998 war ein solcher Test verpflichtend für Human-, Zahn- und Tiermedizin. Inzwischen gibt es ihn wieder, aber er ist freiwillig. Dennoch absolvieren ihn viele StudentInnen, weil die Hochschulen seit der Föderalismusreform 60 Prozent der Studienplätze nach eigenen Kriterien vergeben können.
Dabei geht es darum, die Auswahl zu verbessern, wenn die Menge der Bewerber unübersichtlich wird. Wenn man schon nicht alle nehmen kann, will man wenigstens die Besten finden.
Studiengebühren in Deutschland
In Deutschland sind in der Regel keine Studiengebühren zu entrichten. Einige Länder wie Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben Langzeitgebühren bei Überschreiten der Mindeststudiendauer eingeführt.
Nach der Darstellung der allgemeinen unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Ländern solltest Du einen Überblick über die generelle Studiensituation vor Ort haben. Die es Dir erleichtern soll, das für Dich Passende zu finden. Es empfiehlt sich, nach getroffener Wahl an den jeweiligen Universitäten und Hochschulen, die für Dich infrage kommen, Dich direkt zu informieren, wie deren jeweilige Regelung im Besonderen ist.
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