Das Ende Deiner Schulzeit rückt immer näher? Du willst studieren, aber weißt nicht, welches Fach? Den wichtigsten Tipp gibt es gleich vorweg: Höre auf Dich selbst.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

So gut wie jeder in Deinem Umfeld wird einen Tipp für Dich parat haben, was Du am besten studieren sollst. Schnell sind auch die Eltern dabei, Empfehlungen auszusprechen – manchmal leider ungefragt.

Lasse Dich bei der Wahl Deines Studiums nicht zu sehr beeinflussen. Wichtig ist, dass Du eine Entscheidung triffst, zu der Du voll und ganz stehst. Schließlich dauert ein Studium in Deutschland, Österreich und der Schweiz, egal ob Bachelor, Master oder Diplom, mehrere Jahre.

Studieren für den Traumjob?

Sicher kennst auch Du Leute, die von klein auf genau wissen, was sie werden wollen. Für viele dieser Menschen ist ein Studium, wenn sie es denn für das Erreichen ihrer beruflichen Ziele brauchen, der nächste logische Schritt. Wie selbstverständlich wissen sie, an welcher Uni sie sich für welchen Studiengang bewerben.

Für die meisten ist die Sache jedoch nicht so klar. Dann kommen Fragen auf, wie:

  • Soll ich außerhalb meiner Heimatstadt studieren?
  • Gehe ich für längere Zeit ins Ausland?
  • Will ich mit Freunden zusammen auf eine Uni/Hochschule?
  • Wo wird mein Wunschstudiengang eigentlich angeboten?
  • Wie viel Zeit will/kann ich mir für das Studium einräumen?
  • Wo will ich mich hinterher bewerben?

Und während Du noch mitten im Abistress steckst, kreisen die Gedanken schon um die nächste Lebensstation. Bei manchem kommt dann Panik auf. Das muss aber gar nicht sein, wenn Du Dir etwas Zeit nimmst, und die folgenden Punkte beachtest. Nimm Dir am besten auch einen Stift und ein Blatt Papier und schreibe alles auf, was Dir selbst zu diesen Themen einfällt.

Triff keine Entscheidungen aus Angst

Es ist sicherlich beruhigend für Deine Eltern, wenn Du etwas „Solides“ studierst. Aber was soll das überhaupt sein? Über viele Jahre wurden die Ingenieur-Studiengänge als goldener Weg zur Festanstellung verkündet. Die Realität hat diesen Mythos inzwischen eingeholt.
Ähnliche Trends ließen sich auch bei Wirtschaftsstudiengängen beobachten. Selbstverständlich gibt es Fächer, bei denen der spätere Eintritt in den Arbeitsmarkt zunächst leichter erscheint.
Allerdings ist es ein Klischee, dass Absolventen der sogenannten „Orchideenfächer“ wie Philosophie oder Kunstgeschichte keine Jobs bekommen. 97 Prozent von ihnen befinden sich spätestens ein Jahr nach Studienabschluss in Lohn und Brot – wenn auch in fachfremden Bereichen wie Marketing, Journalismus oder Verkauf.
Was Du daraus mitnehmen solltest: Kein Studium kann Dir einen späteren Arbeitsplatz garantieren. Und umgekehrt kann niemand behaupten, dass Du mit einem bestimmten Studium keine Arbeit finden wirst. Lasse Dich also nicht von Zukunftsängsten, seien es Deine oder die Deiner Liebsten, zu massiv lenken.

Pragmatismus allein reicht nicht

Um ein Studium erfolgreich zu meistern, braucht es mehr als Grips und vages Interesse. Der Antrieb Deines Studiums sollte Motivation sein. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die intrinsische Motivation genauso wichtig für die eigene Arbeit ist wie die extrinsische. Dass Du also aus Interesse studieren solltest, anstatt nur einen Studiengang mit der Aussicht auf Geld, Jobsicherheit etc. zu wählen.
Ein innerer Antrieb könnte sein, dass Dich die im Studium zu behandelnden Themen tatsächlich begeistern. Dass Du den Dingen auf den Grund gehen, sie verstehen und erforschen möchtest. Auf Dich warten Hausarbeiten, Prüfungen, Abschlussarbeiten und Kolloquien – all das wirst Du wesentlich leichter meistern, wenn Deine Neugier lebendig bleibt.
Fest steht: Ohne intrinsische Motivation wirst Du Dich durch das Studium schleppen wie ein Schlafwandler. Gehe also lieber ganz bewusst und mit Blick auf Deine Interessen an die Wahl Deines Studiengangs heran.

Ein Studium ist kein Punkt ohne Wiederkehr

Du kannst Dich jederzeit für einen neuen Weg entscheiden – etwa dann, wenn Du mitten im Semester merkst, dass Du die falsche Wahl getroffen hast. Dafür brauchst Du Dich nicht zu schämen, das passiert sehr vielen Studenten.
Sei daher ehrlich zu Dir selbst und ziehe Deine Schlüsse aus einer falschen Studienwahl. Das ist schwierig, keine Frage. Zumal dann Unterstützungen wie BAföG wegfallen können. Die Alternative wäre, weiterzumachen wie bisher und unzufrieden zu bleiben.
Achtung: Wenn Du Zweifel an der Wahl Deines Studiengangs hast, dann frage Dich selbst, ob diese Zweifel etwas mit einer aktuellen Belastung oder mit dem gewählten Fach an sich zu tun haben.
Vielleicht wird Dir auch bewusst, dass Du viel lieber eine Ausbildung machen möchtest. Auch hier solltest Du mutig sein und den Schritt wagen.

Lies auch den Beitrag: Studienabbruch: Und dann?

Aber: Der Abbruch eines Studiums sollte wohlüberlegt sein. Du kannst natürlich vorab Freunde und Verwandte um Hilfe bitten, bevor Du eine solch weitreichende Entscheidung triffst.

Immer mehr Quereinsteiger

Vielleicht beruhigt Dich die Tatsache, dass der Eintritt in den Arbeitsmarkt immer seltener linear verläuft. Quereinsteiger haben gute Chancen, eine attraktive Anstellung zu bekommen. Oder innerhalb kurzer Zeit als Lehrer arbeiten.
Um Deine Chancen auf einen Quereinstieg zu erhöhen, solltest Du während des Studiums nach Praktika, Messen und anderen Gelegenheiten Ausschau halten, um in verschiedene Berufsfelder hineinzuschnuppern. Gerade dadurch erkennen viele Studenten erst, was ihre wahre Berufung ist. Darüber hinaus macht sich praktische Erfahrung immer gut im Lebenslauf.
Tipp: Wenn Du den Erwerb von Wissen mit Praxis in Unternehmen verbinden willst, empfiehlt sich ein dualer Studiengang.
Du siehst also: Ein Studium ist kein Sprint, sondern eine Wanderung, auf der Du ruhig auch nach verschlungenen Pfaden abseits der eingetretenen Wege Ausschau halten darfst. Eigne Dir daher Zusatzqualifikationen an, um Deine späteren Berufsaussichten zu erhöhen.

Höre auf Dich selbst, aber …

Frage nicht: „Was soll ich studieren?“, sondern: „Warum will ich studieren?“ Was ist der Grund, weshalb Du Deine Segel in Richtung Uni oder Hochschule setzen möchtest? Selbstverständlich kannst Du Dir auf dieser Suche den Rat von Familienmitgliedern und Freunden holen, oder mithilfe von Online-Tools herausfinden, welche Studiengänge zu Dir passen. Hier einige Tools im Überblick:

Fazit

Lasse Dich jedoch nicht zu einem Studiengang drängen, nur weil Du gehört hast, dass dieser spätere berufliche Sicherheit verspricht. Denn was nützt Dir diese Sicherheit, wenn Du von Herzen etwas anderes mit Deinem Leben anfangen möchtest?
Sei Dir zugleich bewusst, dass die Wege härter zu beschreiten sind, wenn Du ein geisteswissenschaftliches Fach wählst. Mit genügend Fleiß und Engagement wirst Du aber auch damit in der Wirtschaft Anschluss finden. Denn letztendlich entscheidet nicht das Fach über Deinen Erfolg, sondern ob das Studium zu Dir und Deinen Wünschen für die Zukunft passt.

Chefschreiber

Geboren Ende der 70'er Jahre in Wien, seit 2002 in St. Gallen, Doktor der VWL

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Von Chefschreiber

Geboren Ende der 70'er Jahre in Wien, seit 2002 in St. Gallen, Doktor der VWL

Ein Gedanke zu “Studienwahl: Auf den Arbeitsmarkt oder die eigenen Interessen achten?”

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