Hast Du auch in letzter Zeit immer öfter den Begriff „Selbststudium“ im Internet auftauchen sehen, gefolgt von Bildern junger Leute, die reisen, lesen und frei und selbstbestimmt lernen anstatt sich in überfüllten Hörsälen abzuquälen? Fragst Du dich, ob ein Selbststudium für dich vielleicht viel besser wäre als ein Universitätsstudium? Die Vor- und Nachteile abzuwägen hilft bestimmt!
Was ist ein Selbststudium?
In England gibt es eine Schulform, in der die Schüler selbst entscheiden, was sie lernen möchten und sich ihren Stundenplan frei zusammenstellen. Mit ihren Interessen und Ambitionen können Sie sich dann unter den Lehrern, aber auch unter älteren Mitschülern oder bekannten Erwachsenen ihre Mentoren und Tutoren suchen, um sich selbst weiter zu entwickeln. Die meisten Kinder, die eine solche Schule abgeschlossen haben, sind später Akademiker, Unternehmer oder erfolgreiche Künstler. Außerdem sind sie mit ihrem Leben und ihrem Bildungsweg tendenziell sehr zufrieden.
Hier in Deutschland sieht die Schule etwas anders aus, und nachdem das Abitur endlich überstanden ist, droht die nächste Institution die eigene Entwicklung einzuschränken: die Universität. Doch seitdem der Anti-Uni-Held Ben Paul sein Elitestudium hingeworfen hat und stattdessen propagiert, sich nach eigener Manier weiterzubilden, kommt das Selbststudium für viele als Alternative zum Universitätsstudium infrage. Dieses besteht zumeist aus Reisen, um neue Dinge kennen zu lernen, lesen, um neues Wissen zu ergründen und generell sich neuen Erfahrungen auszusetzen.
Warum Selbststudium?
Der Vorteil eines Selbststudiums ist nicht nur, dass man viel über die Welt lernt, sondern auch über sich selbst. Viele kommen aus der Schule und haben vor lauter Anforderungserfüllung keine Zeit gehabt zu ergründen, was sie selber interessiert, welche Art von Arbeit ihnen liegt, und wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellen. Seit der Bachelorreform ist die Universität außerdem einer Schule immer ähnlicher geworden: obligatorische Kurspläne, Anwesenheitspflicht und Punktesystem lassen keinen Raum mehr, um Fehler zu machen, neue Wege auszuprobieren und Fähigkeiten zu entwickeln, die Dir im echten Leben weiterhelfen.
Ist also ein Selbststudium langfristig für Dich die bessere Wahl? Ist es wahrscheinlicher, dass Du schneller erfolgreich und zufrieden wirst, wenn Du ein Selbststudium wählst anstatt eines Universitätsstudiums?
Universitätsstudium versus Selbststudium
Das Problem mit dieser Art von Fragestellung ist, dass sie suggeriert, dass Universitätsstudium und Selbststudium zwei Alternativen für ein und denselben Weg sind: Erfolg im Leben. Um sich aber für einen oder den anderen Weg zu entscheiden, musst Du zuerst bedenken, dass sie zwei völlig unterschiedliche Dinge anstreben. Ein Universitätsstudium will Dich auf einen Beruf vorbereiten. Damit verspricht es dir Status, Einkommen und Sicherheit. Ein Selbststudium will Dich auf das Leben vorbereiten und verspricht persönliche Weiterentwicklung und realweltliche Fähigkeiten.
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Wenn Du so willst, könntest Du so sehen: Universitätsstudium gliedert Dich in die Gesellschaft ein, Selbststudium macht Dich mit dir selbst bekannt. Was ist nun wichtiger? Individuum oder Gesellschaft? Die Antwort ist nicht pauschal. Du brauchst beides, um Dein Leben langfristig erfolgreich und glücklich zu gestalten. Wofür Du aber in den kommenden Jahren Zeit investieren solltest, hängt von Deinen Fähigkeiten und Deinen Zielvorstellungen ab.
Vor- und Nachteile im Überblick
Uni | Selbststudium | |
---|---|---|
Beruf: | Auch heutzutage immer noch die „Autobahn“ auf dem Weg zu einem guten Job. Natürlich gibt es auch andere Wege. | Hat mit der Berufswahl nichts zu tun. Vielleicht musst Du es erst herausfinden? |
Fähigkeiten: | Neben den speziell erlernten Fähigkeiten des Studienganges lernst Du auch, Dich selbst zu organisieren, wissenschaftlich zu arbeiten und professionell zu sein, auch wenn das Chaos über Dich hereinbricht. Kein Student schafft es ohne diese Skills zum Abschluss. | Du lernst Fähigkeiten, die Dir eventuell im ganzen weiteren Leben weiterhelfen, nicht nur im Beruf. Was Du für Erfahrungen machst, hängt davon ab, welchen Situationen und welchem Wissen Du Dich aussetzt. Hast Du das Gefühl, dass Dir etwas Bestimmtes fehlt? |
Herausforderungen: | Das Studium wird Ansprüche an Dich herantragen, die Du selbst nie an Dich stellen würdest. Das kann Nerv tötend und sinnlos sein, es kann Dir aber auch den Horizont für etwas öffnen, was Du nie von selbst entdeckt hättest. | Bei einem Selbststudium kannst Du Dir die Ziele stecken, die Du für Dich erreichen möchtest und nichts anderes klaut Dir Deine Zeit und Energie. Was möchtest Du in den nächsten Jahren erreichen? |
Zeitverschwendung: | Pflichtveranstaltungen absitzen zu müssen kostet Dich Zeit, die in andere Dinge besser investiert wäre. | Manchmal braucht es den Druck der Außenwelt, um bestimmte Entwicklungen zu katalysieren. Fällt dieser weg, können Ziellosigkeit, Prokrastination und Verirrung ebenfalls Zeit kosten. |
Universitätsstudium und Selbststudium sind zwei unterschiedliche Dinge, keine konkurrierenden Alternativen. Insofern gibt es kein „Selbststudium“, das Dich zum selben Ziel bringen würde wie ein Universitätsstudium. Auch während der Uni wirst Du viel über Dich und andere lernen (müssen), Du wirst an Reife gewinnen und Dich weiterentwickeln. Brauchst Du aber dringend Zeit für Dich, ist es sicher wichtig, das ernst zu nehmen und dafür Pläne zu treffen. Viel Glück!