Pseudonyme besitzen in der Literatur eine große Tradition: Agatha Christie, Jack London, Joseph Conrad, George Orwell oder Stendhal, um nur ein paar sehr bekannte Autoren zu nennen. Kaum einer ihrer Leser weiß, wie diese Schriftsteller mit bürgerlichem Namen heißen.

Künstlernamen bieten den Autoren und ihren Angehörigen einen gewissen Schutz: Sie können ihre Werke unter fremden Namen herausbringen und werden so nicht mit ihnen in Verbindung gebracht. Voraussetzung ist dabei natürlich, dass die Verlage auch tatsächlich keinerlei Informationen über die wahre Identität nach außen dringen lassen. In politisch schwierigen Zeiten, in denen für die Veröffentlichung unbequemer Meinung Verfolgung und Strafe seitens der Herrschenden drohen, kann das Pseudonym den Autor vor diesen Maßnahmen bewahren.

Doch auch in rechtsstaatlichen, aufgeklärten Gesellschaften kann ein Kunstname Vorteile bieten: Wenn man an erotische oder allgemein an Werke denkt, in denen Sexualität oder auch Gewalt eine große Rolle spielen, gefällt es nicht jedem Autor, damit im täglichen Leben in Verbindung gebracht zu werden. Gerade wer jüngere Kinder hat, möchte vielleicht nicht unbedingt, dass der Nachwuchs ständig mit diesbezüglichen Nachfragen in Verbindung gebracht wird.

Wer einen prominenten bürgerlichen oder adeligen Namen trägt, weil seine Vorfahren oder lebenden Verwandten sehr berühmt sind, kann als Schriftsteller wünschen, ohne diesen „Bekanntheitsbonus“ seinen Weg als Autor zu gehen. In diesem Fall ist die Verwendung eines Pseudonyms die einzige Möglichkeit, die gleichen Startbedingungen wir jeder andere Autor auch zu haben.

Und schließlich gibt es den Fall, dass Autoren auch einfach die Öffentlichkeit scheuen. Das kommt durchaus vor, auch wenn es in Zeiten von zahllosen Talk-Shows und Promi-Sendungen kaum vorstellbar ist. Solche Schriftsteller bevorzugen es, durch einen Künstlernamen geschützt, im Verborgenen und unerkannt zu schreiben.

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